wie ist das Verhältnis von Yoga, Tao und Zen zueinander?

Schon sehr lange bin ich von Zen beeindruckt. Schon während des Studiums entdeckte ich das berühmte Buch Zen in der Kunst des Bogenschießens, und war von der Anstiftung zum Selbst-Denken geradezu elektrisiert.

Immer wieder aber wurde und wird kolportiert, Zen sei so großartig kompatibel zum europäischen Christentum. Dem kann ich nur klar widersprechen, das ist Unsinn, zum Mindesten was alle Kirchen betrifft die das Dogma des „Allein durch den Glauben, allein durch Gnade, allein durch Vergebung“ vertreten. Alle diejenigen, die mich auf solche Weise immer wieder entmündigen wollten, habe ich als junger Erwachsener als das schlimmste Übel erkannt. Wann und wo immer ich dieser Lesart begegne nehme ich mir die Freiheit – frei zu sein, und zu gehen. Diese Leute wollen nur Macht ausüben, nicht helfen. So aber ist Zen gerade nicht.

Faszinierend sind natürlich immer wieder die vielen Köans. In denen Meister (Gurus) ihren Schülern Fragen stellen, oder auch Aufgaben stellen, zum Beispiel um sie darauf zu bringen, dass den Dingen eben primär ihr So-Sein anhaftet, oder auch dass das Leben als Lebewesen die primäre Aufgabe ist. Sehr deutlich dabei gerade in der Rückschau, dass es den einen Weg als solchen nicht gibt, daß er immer neu gefunden werden muss.

Später dann las ich Siddharta von Hesse. Verstand, dass diese Philosophie der Freiheit von Buddha verkündigt wurde. Details aber fand ich dort natürlich nicht. Schwieriger dann  Bücher des Dalai Lama (ich habe nur zwei gelesen, es gibt bestimmt mehr, vielleicht bessere), darin vor allem Interna, das Trennende der verschiedenen „Wagen“, wenig Gemeinsames, noch weniger Grundlegendes. Tibetischer Buddhismus ist wohl nicht mein Weg.

Dann fand ich eine wunderschön bebilderte Ausgabe des Tao-Te-King von Gia-Fu Feng. Grandios übersetzt und auf Deutsch formuliert schon die ersten beiden Abschnitte. Aber davon hatte ich schon berichtet. Immer wieder auch lese ich in verschiedenen Übersetzungen.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres machte ich zum ersten Mal Yoga. Schon bei der allerersten Stunde wusste ich: das ist es, was ich suchte. Die Lehrerin war auch sehr nett, nur an den Stunden konnte ich nicht teilnehmen, Zeitpunkt und Ort waren unerreichbar für mich. Im Sommer dann fand ich Yoga-Vidya Bad Meinberg, machte dort eine Woche Yoga-Ferien. Es war eine Offenbarung. Nicht nur gute Bewegungsübungen, auch die gesunde Ernährung, die Meditationen und sogar das Mantrasingen taten mir unglaublich gut. Ich kann es eigentlich nicht oft genug sagen: ich kann seitdem gesund, heil werden.

Inzwischen habe ich auch einige der Grundwerke des Yoga gelesen: Patanjalis Yoga-Sutra, die Bhagavad Gita, und Kapilas Karika (Sankhya-Philosophie). Neben einigen Büchern über Asanas. (Nicht dass man diese Grundwerke je auslesen könnte, aber ich kenne nun ein wenig daraus.)

Wenn man die Bücher von Raph Skuban liest, dann enthalten sie auch unerwartet viele Parallelzitate zum Tao te king und zu apokryphen (oder gnostischen?) Texten des Neuen Testaments. (Wieder diese Parallelen.)

Natürlich habe ich mich gefragt, warum mir der polytheistische Götter-„Zoo“ so vertraut vorkam, so natürlich. Es ist wohl, weil die Distanz dann geringer wird, diese Götter sind nicht die allgewaltigen, allwissenden Über-Ich-Figuren, eher wohl wie katholische Heilige. (Man verzeihe mir diesen Vergleich, als evangelisch aufgewachsener weiß ich darüber nicht viel.) Und auch wird immer wieder betont, dass es eben nur Aspekte des einen allumfassenden Gottlichen sind. Also eher Panentheismus, das ist zusammen mit der Theorie der Selbstverwirklichung etwas zutiefst auch demokratisches, emanzipatorisches. Aber es mutet schon fremd an.

Später hörte ich dann, dass Patanjalis Yoga-Sutra auch Elemente des Buddhismus enthält, und dass moderne Indologen sich uneins sind, welches nun zuerst entstand, wer von wem abschrieb (wenn das überhaupt eine sinnvolle Kathegorie für historische Texte ist). Wenn ich dazu die schillernden Unterschiede der Buddhistischen Strömungen bedenke, dann habe ich schon den Eindruck, yogische (oder hinduistische?) Sankhya-Philosophie und Buddhismus haben sehr viel mehr gemeinsam als man zunächst wahrnimmt.

Sehr irritierend fand ich dann wiederum ein Buch von Hans-Peter Hempel Zen-Yoga, in dem es aber kaum um Yoga geht, und auch nur sehr periphär um Zen, sondern eher um seine Vorliebe für Heidegger und Osho. Insofern ist es logisch, dass er sich als Atheisten versteht. Aber, leider nehme ich ihm die atheistische Transzendenz genausowenig ab wie vor ihm schon Ernst Bloch. Die leidenschaftliche Suche, ja, aber nicht ihre These. Einen transzendenten Vorgang ohne Transzendente Realität halte ich für Unsinn, für ein Hirngespinst.

So befinde ich mich also auf einem Weg, der mich durch Einflüsse von Buddhismus und Hinduismus – zu mir selbst führt? Vielleicht werde ich die Fragen an den Zen noch einmal neu stellen, wenn ich wieder mehr Japanisch übe. 🙂 Wie denken eigentlich Japaner über Yoga?

3 Gedanken zu “wie ist das Verhältnis von Yoga, Tao und Zen zueinander?

    • Inzwischen habe ich mich über FB auch mit japanischen Bekannten darüber unterhalten. Hier als Zitat was meine japanische Bekannte Sachi über Zen und Yoga sagt (persönliche Abschnitte gelöscht):

      „The yoga class you take seems serious. Yoga is very very popular here, too. Sometimes they attend a few-week meditation course, but normally joining a class once or twice a week after work is the most popular way. I also take yoga lessons 3-4 times a week but it is more like a sport rather than philosophy. (…) After every lesson, I feel as if I was 5cm taller than before. It is refreshing but to be honest, a little too easy compared to Karate. So I do push-ups or squats by myself at home as I do not like running.
      Zen is for us more like lifestyle. It is philosophy but wants real behavior. We Japanese do not think about that, but from the vewpoint of foreigners, we live a zen life. For example, at all schools, pupils or students clean classrooms by themselves. Lunch is served by students in turn and they greet together before eating. Those are thought to be important for life as well as studying subjects.
      As you say, it is sure yoga and zen has relationship, but I think Japanese people regard yoga as Indian and today’s zen as Japanese, though of course it came into Japan through China.“

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