Nachruf für einen Freund

Glück auf

Gar viel hab ich versucht, gekämpft, ertragen;
Das ist der tiefen Sehnsucht Lebenslauf,
Daß brünstig sie an jeden Fels muß schlagen,
Ob sich des Lichtes Gnadentür tät auf,
Wie ein verschütt’ter Bergmann in den Klüften
Heraus sich hauet zu den heitern Lüften.

Auch ich gelang einst zu dem stillen Gipfel,
Vor dem mich schaudert in geheimer Lust.
Tief unten rauschen da des Lebens Wipfel
Noch einmal dunkelrührend an die Brust,
Dann wird es unten still im weiten Grunde
Und oben leuchtet streng des Himmels Runde.

Wie klein wird sein da, was mich hat gehalten,
Wie wenig, was ich Irrender vollbracht,
Doch was den Felsen gläubig hat gespalten:
Die Sehnsucht treu steigt mit mir aus der Nacht
Und legt mir an die wunderbaren Schwingen,
Die durch die Stille mich nach Hause bringen.

Joseph Freiherr von Eichendorff
Aus der Sammlung Geistliche Gedichte

Die Quarantäneregeln stammen von Weltfremden

Nun bin ich also positiv. Das ausnehmend freundliche Gesundheitsamt teilt mir mit dass ich mich „in Isolation“ begeben muss. Wie überaus freundlich. Niemand der aber zur Hilfe kommt oder geschickt wird. Friss oder stirb. 2500 € Strafe wenn man dagegen verstößt. Und was mache ich mit meinem Sohn? Ein Autist, dem kann man das nicht erklären. Und nun? Woher bekomme ich Lebensmittel für ihn und für mich? Das Leben ist schon scheiße genug mit ihm allein. Nun also wird es noch interessanter.

Hoffnung keimt auf

Nach den vielen Jahren bleierner Merkel-CDU-Zeit keimt nun wieder die Hoffnung auf Besserung. Auch wenn die SPD nun mit FDP und Grünen regieren muss, so ist es auch schon deshalb positiv, weil in allen dreien Koalitionspartnern wohl die Progressivsten nun zunächst den Ton angeben.

All das kommt doch etwas überraschend. Kaum jemand hätte noch vor einem Jahr auf einen SPD-Kanzler gesetzt. Aber nun hat sich die CDU in ihrer Unbeweglichkeit wohl erst mal in eine Art Dinosaurier-Abseits begeben. Das war jedenfalls wohl der Eindruck der Mehrheit der Wähler.

Natürlich ist es eine schwierige Zeit, aber immerhin scheint Olaf Scholz den Willen und die Durchsetzungskraft zu haben, das Richtige zu tun. Gerade heute nominierte er Karl Lauterbach zum Kandidaten für das Amt des Bundesgesundheitsministers. Ein Schritt, der von vielen Menschen begrüßt wird. Aber auch nicht unbedingt erwartet wurde, da man Lauterbach innerparteilich wohl die Führung eines Bundesministeriums nicht zutraute, unabhängig von seiner Fachkenntnis. Man wird sehen, ob und wie er diese Aufgabe meistert.

Fühl mich so schwach

Dieses Frühjahr habe ich einen wachsenden Widerwillen, fast gegen alles. Vor allem die Ängstlichen und Übervorsichtigen nerven mich kolossal. In ihrer Hysterie und ihrem Blockwart-2.0-Denken, das jede Regung der Normalität im Keim ersticken will, es anderen verbieten will, im Namen ihrer Angst, die so schrankenlos ist, dass sie jeden vernünftigen Zweifel als Bedrohung versteht und bekämpft. Da mag ich nicht mehr mit tun. Meine Zweifel sind nicht entkräftet, nur von den selbsternannten Vertreterinnen der Mehrheit für unmoralisch erklärt. Dabei bin ich keiner der sogenannten Querdenker, denn ich erkenne meine Mitverantwortung an. Nur verwechsle ich Kausalität nicht mit Synchronizität, statistische Wahrscheinlichkeit nicht mit Zwangsläufigkeit. Und ich halte Tests nicht für ein Heilmittel, nur für ein Messinstrument. Bei 30% falschen Aussagen sind sie dazu ein sehr schlechtes. Daraus Verhaltensrichtlinien ableiten zu wollen halte ich für verwegen. Wenn solche Ergebnisse gar qua Amt als Richtschnur für die Gültigkeit von Freiheitsrechten gelten sollen, dann ist das fragwürdig, denn diese haben keinen Beweiswert. Wohin wird das noch führen? Der Bundespräsident mahnt Vertrauen an – Vertrauen in Misswirtschaft? In korrupte Volksvertreter? Das fällt schwer.

Der Frühling – macht alle nervös

Ein Frühlingstag, der erste Arbeitstag nach der Zeitumstellung. Das ist schon ein Grund für Probleme. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren, länger als einige Minuten an einer Sache zu arbeiten. Meine Aufmerksamkeitsspanne wird schon seit einigen Tagen, ja Wochen, immer kürzer.

Morgens drängt die Sonne ins Dachfenster, erstrahlt wärmend bis brütend. Während man Home-Office-Arbeit macht dröhnen Laubbläser aus der Nachbarschaft, erschweren die Telefon-Konferenz.

Beim Einkauf auf dem Supermarkt-Parkplatz zerreißen Rasenmäher die Ruhe. Nach dem Einkauf dann bei der Ausfahrt Gedränge und mittleres Chaos. Erst ein Miet-LKW den ein offenbar ungeübter Fahrer nur mit Mühe Richtung Schranke lenkt. Dann überlegt er es sich anders, setzt zurück und parkt auf einem Seitenstreifen, allen den Weg verengend. Kaum dem beschrankten Parkplatz entronnen blockieren gleich zwei Linienbusse die Ausfahrt, der vordere macht gerade wohl seine Mittagspause. Nach nur 10 Minuten sind diese Hemmnisse dann passiert.

Zuhause angekommen dann das nächste ungewöhnliche Erlebnis. Der Home-Studies machende Sohn regt sich lautstark darüber auf, dass ich Ersatz für Zahnbürsten großzügig auf alle Zahnputzgläser im Bad verteilt habe. Es dauert nur 90 Minuten bis er sich, nach telefonischer Rücksprache mit seiner Schwester, endlich beruhigt.

Draußen sozusagen sind dazu Osterferien. Morgens ist es still auf dem Schulhof und Lehrer-Parkplatz gegenüber. Erst am frühen Abend treffen sich dort einige Teenager zum Ballspiel, ein Basketball-Korb ist die Attraktion, eine Seltenheit im Ort. Man hört mäßig laute Musik aus mobilen Lautsprecher-Röhren, der Rap der Jugend, bullige Testosteron-gesättigte Laute. Dazu etliche aufgemotzte Fahrzeuge der Jungmänner auf dem Lehrer-Parkplatz. Tabaksqualm würzt die Szenerie.

Gestern noch nahe Null, heute schon 20°C. Die Natur bereitete sich aufs Schwitzen vor. Im Auto testet man die Klima-Anlage. Nirgends ein Blaues Band.

Gutes Tun während des Lockdown

Liebe Gäste auf meiner Seite,

ich freue mich, dass Sie dies hier lesen. Im Moment ist es ja sowieso schwierig, den Kontakt zu Freunden und Kollegen zu halten. Wir alle haben in diesem Jahr das Pech, genau in der Lockdown-Phase den schönsten Teil des Jahres zu erleben, den Frühling – und wer weiß wie lange es noch dauert, bis wir alle wieder unbeschwert nach draußen gehen können.

Arbeiten Sie auch im Homeoffice? Wir tun das schon seit drei Wochen, und es kommt mir wie eine kleine Ewigkeit vor. Immerhin ist es mir als Betriebsrat gelungen, eine gute Vereinbarung über mögliche Kurzarbeit mit zu erarbeiten und abzuschließen. Haben Sie auch einen Betriebsrat? Viele eher wirtschaftlich orientierte Kollegen sehen ja keine Notwendigkeit, aber diese Krise zeigt Ihnen vielleicht, daß das ganz nützlich sein kann. Es ist jedenfalls ein Weg, für ein wenig mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Etwas anderes ist es, das auch in der Welt zu tun, mindestens ein kleines Stück. Kennen Sie Kiva.org? Vielleicht möchten Sie ja auch ein wenig helfen, schauen Sie sich zum Beispiel https://www.kiva.org/invitedby/thomas9422 an. Neben Patenschaften für Kinder, wie bei Plan.de, kann man dort vor allem auch Erwachsenen (und ihren Familien) helfen. Eine gute Sache, soweit ich es beurteilen kann.

Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Osterfest. Und bleiben Sie gesund.

Blue

Ungeschickte Weihnachtskarten

Dieses Jahr haben mich nur zwei Weihnachtskarten erreicht. Eine Zeit lang war ich darüber traurig, dachte, es würden sich wieder weniger Menschen an mich erinnern. Natürlich, dieser Aspekt macht mich nachdenklich. Vermutlich denken viele Menschen so, wenn sie nicht (mehr) ehelich gebunden sind, und die Anzahl der Freunde mit den Jahren immer weiter abnimmt. Aber dann sandte ich eine passende Neujahrskarte elektronisch an einige Freunde, und es kamen dann doch etliche Reaktionen. Man sollte also auch daran denken, dass man nicht als einziger heute lieber elektrisch kommuniziert. Und schneller ist es zudem.  

Als ich dann die am Fenster aufgehängten Karten mit dem Wunsch „Frohe Weihnachtsfeiertage“ bei meiner Freundin sah, da hatte ich noch einen Gedanken: wir hatten ja beide wieder einen ziemlichen Feiertagskoller, soll man sich da wirklich auf diese Feiertage freuen? Haben wir sie wirklich genossen, oder sind wir nicht eher froh, daß sie vorüber sind? Ehrlich gesagt, ja. 

Dann bin ich eigentlich froh, nicht mehr als zwei Karten bekommen zu haben.  

„Noch so ein Sieg, und wir sind verloren!“

Ein wichtiger Tag, wenn auch mit frostiger Stimmung. Die Parteispitze hat einen Sieg von satten 66 % eingefahren. Das ist auch für die Sieger kein Grund zur Freude.

Zum Einen bedeutet dieses Votum, dass immerhin ein Drittel der MitgliederInnen vom Kurs der Berliner Fraktionsführung nicht zu überzeugen war. Das ist eine sehr große Minderheit, es wäre für die Bundestagsfraktion politisches Harakiri, würde sie jetzt einfach „Wir haben doch gewonnen – also volle Kraft voraus.“ signalisieren.  Wahrscheinlich hat man eine große Teilmenge der Ja-Sager nur dadurch überzeugen können, dass man versprach, die vereinbarten Verhandlungsergebnisse auch umsetzen zu können. Was aber wenn das nicht gelingt? Und es wird nicht überall gelingen…

Gerade aber wenn das geschieht wird die Andere Seite noch bedeutsamer: diese 66% bedeuten auch, dass nur 16% sich anders entscheiden brauchen um diese Fraktionsführung ins Wanken zu bringen. Dazu werden die Punkte, in denen die Versprechen vom politischen Gegner gebrochen werden, schon sehr bald beitragen.

Der Auspruch im Titel stammt übrigens aus dem Jahre 279 v.Chr. vom griechischen König Pyrrhos I. von Epirus nach seinem Sieg über die Römer. siehe hier

 

Geht zur Betriebsratswahl – dieses Mal ist es wichtig

Hallo liebe Leser,

im Frühjahr 2018 sind wieder bundesweit Betriebsratswahlen – in allen Betrieben einheitlich. Und dieses Mal ist es besonders wichtig: die neofaschistische AfD und sogar alte NPD-Kader gehen offenbar durch Tarnorganisationen auf Stimmenfang in den Betrieben. Sogar Großbetriebe bleiben davon nicht verschont. Es scheint auch eine sogenannte Gewerkschaft „Zentrum Automobil“ zu geben, die dem rechten Spektrum nahe zu stehen scheint. siehe Rechte Kandidaten streben in die Betriebsräte Also möchte ich alle Demokraten aufrufen: geht wählen! Besser noch: kandidiert selbst!

Andere Quellen sprachen auch davon, dass sich Rechte Kandidaten bei der Schöffenwahl aufstellen lassen. Besonders da unter den Berufsrichtern nicht gerade viele Liberale oder gar Linke vertreten sind muss man leider damit rechnen, dass solche Kandidaten auch akzeptiert werden könnten. Was das für die Rechts-Pflege dann bedeuten kann muss man erst noch sehen. Auch hier ist mein Appell: bitte überlegt Euch, ob Ihr ein solches Ehrenamt ausüben könnt. Wenn möglich dann bewerbt Euch!

Equo ne credite – vertraut dem Pferd nicht!

Es hat schon etwas groteskes, wenn heute mit dem Begriff Trojaner ein ganz gemeiner heimtückischer Eindringling in den heimischen PC bezeichnet wird. Damit wird nämlich nichts weniger gemacht als dass das Opfer zum Täter gemacht wird – immerhin waren die Trojaner die Überfallenen, also Opfer, nicht Täter.

Richtigerweise müsste man also von einem griechischen Pferd  sprechen, anstatt von einem trojanischen Pferd.

Das Zitat oben stammt übrigens von Vergil (nicht von Homer), der die Geschichte in der Aeneas erwähnt, der Staatssage des Römischen Reiches, das als Erbe der Trojaner dann schließlich nicht nur die Griechen sondern die ganze Alte Welt beherrschte.